Kempen – Heiligabend-mal-anders – diese Premiere der Weihnachtsfeier ist gut angekommen in Kempen. 40 Menschen im Alter zwischen 20 und 96 Jahren feiern am Heiligen Abend im Saal des Von-Broichhausen-Stiftes gemeinsam vier besinnliche Stunden. Die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist hat die Initiative ergriffen und mit einem liebevoll arrangierten Festprogramm dafür gesorgt, dass es für Menschen, die Heiligabend nicht einsam zu Hause verbringen möchten, ein unvergessliches Erlebnis ist. Zum Gelingen tragen nicht nur das Stifts-Personal und die vielen ehrenamtlichen Helfer bei, sondern auch die zahlreichen Sponsoren, die der Gruppe uneigennützig eine Freude machen wollen mit ihren Gaben.
Kaffee und Kuchen, später Kartoffelsalat mit Würstchen, Klavierbegleitung, gemeinsames Singen von Weihnachtsliedern und zum Finale eine Bescherung, vom Weihnachtsmann persönlich überreicht: Heiligabend-mal-anders bringt das Wunder der Weihnacht nicht nur in die Wohnzimmer der Familien, sondern auch an den Heyerdrink 21, wo 40 einsame Herzen den Geist der Nächstenliebe und der Fürsorge spüren.
„Wir bedanken uns bei den Initiatoren unserer Stiftung, dass sie so etwas möglich gemacht hat“, sagt der Kempener Ehrenbürger und Altbürgermeister Karl-Heinz Hermans, der im Von-Broichhausen-Stift lebt und sich zu den Feiernden gesellt. „Es ist alles prima gelaufen und für uns ein Ansporn, dass es nicht bei dieser Premiere bleiben sollte“, sagt Stiftungs-Vorsitzender Jürgen Brockmeyer, der die Idee für Heiligabend-mal-anders aus seiner Berliner Stiftungs-Erfahrung nach Kempen getragen hat.
„Bereits bei der Shuttle-Fahrt ist zu spüren, wie glücklich es die Teilnehmenden gemacht hat, sich für die Weihnachtsfeier angemeldet und ein außerordentliches Fest erlebt zu haben“, sagte die ehrenamtliche Helferin Miriam Hartmann (20), die mit Jürgen Brockmeyer den Fahrdienst übernommen und viele der Besucher sowohl abholt als auch zu später Stunde wieder nach Hause bringt. Die komplette Familie der angehenden Pflegefachfrau hat sich entschlossen, auf die heimische Weihnachtsfeier zu verzichten und an Heiligabend-mal-anders ehrenamtlich zu helfen und die Stiftung zu unterstützen. Das gilt auch für den Kempener SPD-Vorsitzenden Stefan Kiwitz, der sich trotz eines Unfalls am Vormittag mit verstauchtem Fuß mit nützlichen Handgriffen darum kümmert, dass die Menschen die Feier ohne Alltagssorgen genießen können.
„Wow, es wird ja kräftig mitgesungen“, freut sich Pianist Randolph H. Sieber, der sich im rot-grünen Weihnachtspullover an den Stifts-Flügel setzt und die gängigen Lieder von „Alle Jahre wieder“ bis „Stille Nacht“ spielt. Nicht zweimal bitten lassen sich die Teilnehmenden, als der Weihnachtsmann alias Chris Czech in imposanter Zweimeter-Statur einläuft und zur Bescherung prall gefüllte XXL-Beutel verteilt. „Genau mein Geschmack“, staunt Christa Sackers über den Inhalt, zu dem unter anderem ein flauschiger blauer Wollschal gehörte.
Glücklich ist auch Margot Janßen, dass sie Heiligabend noch einmal mit ihrem Ehemann erleben kann. Der Mann der 79-jährigen Tönisbergerin wird nach einem Unfall stationär im Von-Broichhausen-Stift gepflegt, während die gebürtige Duisburgerin nach wie vor auf dem Tönisberger Wartsberg elf Kilometer entfernt alleine lebt. Schulter an Schulter mit ihrem Mann, einem ehemaligen Bergarbeiter der früheren Zeche Niederberg, verbringt das Paar den Weihnachtsabend gemeinsam. „Wirklich eine gute Idee“, meinte Sandor Buzalka. Der frühere Profi-Musiker, der in der Kempener Altstadt alleinstehend lebt, freut sich schon auf den nächsten Heiligabend-mal-anders. Die Beziehung zum Von-Broichhausen-Stift vertieft hat über die Weihnachtsfeier auch Ursula Zebe. Die ledige 73-Jährige hat bis zu ihrer Pensionierung in der Senioren-Einrichtung gearbeitet und sich dort immer wohlgefühlt.