Kempen, 12.02.2024 – Die Bilder von Michael Franck atmen Botschaften. In den Kempener Stiften zeigt der Düsseldorfer Fotograf zwei großformatige Bilderstrecken. Einmal ist darauf eine niederrheinische Landschaft im Raum Neuss-Grevenbroich zu sehen. Viel Landschaft, niederrheinische Landschaft, flach und unspektakulär. Felder, ein Gehöft, Wege mit Sträuchern, hier und dort eine Baumreihe. Im Hintergrund die Kühltürme des Braunkohletagesbaus. Es zieht sich ein Spruchband über 360 Zentimeter Länge horizontal und mittig durch das Triptychon. Darin formuliert der 1955er-Jahrgang in weißen Lettern und auf Englisch den Wert dieser Randgebiete zwischen Stadt und Land. Und gibt dem Zyklus aus drei querformatigen Sequenzen, die zusammen 360 Grad ergeben, einen Titel: Covid.

Frei übersetzt, lautet die Botschaft, in der Hoch-Zeit von Corana entstanden: Die Landschaft, durch die wir gerade gegangen sind, ist weder natürlich noch besonders schön. Aber jetzt, wo so viele Menschen geistig und körperlich in der Nähe ihres Zuhauses gefangen sind, kann man den Zugang zu den Randzonen zwischen Stadt und Land, die leicht zu Fuß erreichbar sind, gar nicht hoch genug einschätzen.

Der pensionierte Hochschulprofessor für Arbeitsmarktökonomik hat sich die letzten sieben Jahre seiner lässlichen Sünde hingegeben – der Kunst im Allgemeinen, der Fotografie im Besonderen. Dafür hat Michael Franck an der Hochschule der bildenden Künste Essen ein Studium der Fotografie/Medienkunst absolviert, 2021 abgeschlossen mit Auszeichnung als Bachelor of Fine Arts. „Es geht mir nicht um Technik, sondern um die Wahrnehmung der Bilderinhalte – das Sehen an sich“, betont der Fotograf, der nun erstmals in Kempen ausstellt.

Den Weg in die Thomasstadt hat Michael Franck über die Künstlergilde in Neersen gefunden, ein Ort, wo seine Frau beheimatet ist. Die Thomasstadt mit ihrem Altstadtflair, den Stadtfesten wie St. Martin und Weihnachtsmarkt, ist dem Paar stets einen Ausflug wert. Da kam der Ruf der Stifts-Kuratorin Mireille Lassig zur rechten Zeit, doch einmal in dieser pittoresken Stadt die typische Fotokunst des Michael Franck zu zeigen. Der ganz eigene Stil in der Kombination aus Wort und Bild fängt den Betrachter sofort ein und löst Gefühle aus, die mit niederrheinischer Heimat und Liebe zur Scholle, aber auch mit Bedrohungen durch Klimawandel, Umweltverschmutzung, Flächenfraß und ausufernder Urbanisierung zu tun haben. Das Englische ist ein Verfremdungseffekt, der die Bilder interessanter macht und zur freien Übersetzung einlädt. So findet jeder seinen persönlichen Zugang.

Am Ende steht die Erkenntnis: Wir sind alle Teil der Natur und haben achtsam mit diesem Gut umzugehen.

Die Fotografien von Michael Franck sind die ersten drei Monate des Jahres 2024 im Von-Broichhausen-Stift ausgestellt.

Info unter Tel. 0211 589273 oder https://michaelfranck.de/ ∙ https://www.stiftung-kempen.de/

Artikel teilen: