Kempen – „Wir sind im Zeitplan.“ Polier Paul Miller blickt aus seinem Containerbüro am Schmeddersweg zufrieden nach draußen. Dort entsteht auf einer Fläche von 1,4 Hektar im rasanten Tempo der Neubau des Von-Broichhausen-Ensembles. Anfang Mai erfolgte als Startschuss im Neubaugebiet Kempen-West der Spatenstich für den ersten von zwei Baukörpern, also Haus Martin. Während dort bereits in Stahlbeton von der ausführenden Firma Fundia die Decke zum 2. Obergeschoss eingegossen wird, nehmen die Baukolonnen direkt nebenan seit 8. September das zweite Altenpflegeheim Haus Thomas in Angriff. Seit diesem Tag erfolgt parallel auch der Innenausbau in Haus Martin.
Am Ende dieser Großbaumaßnahme steht in der zweiten Jahreshälfte 2026 das Von-Broichhausen-Ensemble – ein Stifts-Campus, der 164 Senioren in vollstationärer Pflege inklusive 20 Plätzen in der Kurzzeitpflege ein neues Zuhause bietet. Das alte Von-Broichhausen-Stift am Heyerdrink 21 gehört mithin im 57. Jahr seines Bestehens der Vergangenheit an.
Als erstes wird zurzeit für Haus Thomas das Erdreich auf einer Fläche von 4758 m² mit Baggern, Bulldozern und Raupen unter Einsatz modernster Technik von der Firma Rocholl planiert, bevor das Rohbauunternehmen Fundia auch dort die insgesamt vier Geschosse bis in eine Höhe von 13 Metern hochzieht. Digitales Gerät, Laser-Technologie und leistungsfähige Baumaschinen verrichten zuverlässige Dienste. Auch bei den Bauarbeitern greift eine Hand in die andere. Täglich liefern bis zu 20 Lkw frisches Material zur Neubaustelle, das in Windeseile in handwerklicher und technischer Perfektion verarbeitet wird. Trotz bereits herbstlicher Temperaturen fließt eine Menge Handwerkerschweiß.
Auch die Abstimmung mit anderen Gewerken klappt ausgezeichnet. Momentan bereiten die Stadtwerke Kempen ca. 100 Meter entfernt am Schwimmbad-Parkplatz die Fernwärmeversorgung für das Ensemble vor. Die Planer haben es so getimed, dass sich Bautrupps und der Energieversorger nicht ins Gehege kommen und beide störungsfrei parallel arbeiten können.
„Wir wollen Mitte November den Rohbau von Haus Martin fertig haben, parallel legen wir ab Mitte Oktober mit Haus Thomas los“, berichtet der Polier von Kempens größter Baustelle. Ziel ist, dass das Rohbauunternehmen Fundia Haus Martin im März 2026 übergibt, so dass dort die Inneneinrichter übernehmen können: Tapeten, Böden, Mobiliar, Accessoires und vieles mehr wird jetzt schon hinter den Kulissen ausgesucht, bestellt und am Reißbrett eingeordnet in den neuen Stifts-Campus. In der zweiten Hälfte 2026 soll Haus Thomas folgen mit dem Innenausbau.
Die gute Laune von Paul Miller hängt also damit zusammen, dass am Schmeddersweg alles wie am Schnürchen läuft. Der Duft von Beton, Stahl, Holz und Mutterboden liegt in der Luft, es riecht nach Fleiß, das Energiefeld Stifts-Campus elektrisiert förmlich alle Beteiligten. Wenn es irgendwo hakt, wird zügig eine Lösung erarbeitet. Allen Baubeteiligten ist daran gelegen, auch die Anwohner mitzunehmen und Kompromisse anzubieten. So hat sich Polier Paul Miller aus Rücksicht gegenüber den Anwohnern auf der Berliner Allee dafür eingesetzt, dass der Baustelle-Zulieferverkehr seit einigen Tagen nicht mehr über den Schmeddersweg, sondern über die Ziegelheider Straße erfolgt. Das ist mehr als eine Geste des guten Willens.
Mit Blick nach oben hat der Polier einen frommen Wunsch: „Dass uns der Winter keinen Strich durch die Rechnung macht. Wir hoffen, dass Väterchen Frost gnädig mit uns ist.“
So funktioniert das Investorenmodell
Für das Von-Broichhausen-Ensemble will der Investor CONESTA Unternehmensgruppe (Köln) rund 40 Mio. Euro in die Hand nehmen. Die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist als Träger und Nutzer der Altenpflegeeinrichtungen mietet sich in dem Ensemble ein. Ein Projekt mit drei Playern: Stiftung, Stadt Kempen und CONESTA. Die Projektierer von CONESTA sind Spezialisten für Sozialimmobilien und haben allein in NRW an 17 Standorten gebaut mit über 1300 Pflegeplätzen. Die zuständigen Behörden sind Kreis Viersen und Landschaftsverband Rheinland (LVR); sie haben die Pläne als tragfähig und belastbar genehmigt. Die Altenheim-Neubauten entstehen 750 Meter vom jetzigen Von-Broichhausen-Stift am Heyerdrink 21. Als schwierig hat sich die Vorlaufphase bis zum ersten Spatenstich erwiesen – ein Prozess, der sich am Ende über mehr als fünf Jahre hingezogen hat, ausgelöst auch durch Faktoren wie Corona, Explosion der Baupreise und eine schwierige Suche nach einem geeigneten Grundstück. Für die Gestaltung des Stifts-Campus mit den Häusern Thomas und Martin zeichnet das Büro m.a.b. architekten becker & partner mbb (Köln) verantwortlich. Für Haus Martin sind 80 stationäre Plätze, für Haus Thomas 64 stationäre Plätze plus 20 Plätze für die Kurzzeitpflege vorgesehen. Alle Zimmer sind Einzelzimmer Wichtig ist Investor und Stiftung, dass nachhaltig gebaut wird. Wenn die beiden Pflegeheime fertig sind, entstehen im zweiten Schritt seniorengerechte Mietwohnungen im Plan: 56 Appartements für „Wohnen mit Service“.